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GEGENSTELLUNGNAHME

Gegenstellungnahme zu den Vorfällen am Hauptbahnhof nach dem Spiel gegen Eintracht Braunschweig


Wir, die aktive Fanszene Paderborn, möchten uns zu den Vorfällen am Hauptbahnhof nach dem Spiel gegen Eintracht Braunschweig äußern und die Darstellung der Polizei revidieren.


Nach unseren Beobachtungen und eigenem Empfinden sowie den Schilderungen zahlreicher Beteiligter war die Stimmung bei der Ankunft des Gästeanhangs am Braunschweiger Bahnhof friedlich. Es gab keine Anzeichen für Probleme, auch wenn eine Fantrennung schlichtweg nicht erkennbar war. Trotzdem gab es bis auf einige verbale Auseinandersetzungen von beiden Seiten, die nicht über das übliche Maß hinausgingen, keine Vorfälle.


Die Situation eskalierte jedoch unerwartet, als Polizeikräfte ohne ersichtlichen Grund und ohne Vorwarnung begannen, sich zu vermummen und mit Schlagstöcken und Pfefferspray auszurüsten. Zahlreiche Augenzeugen, darunter auch viele Personen, die nicht direkt der Szene angehören, können berichten, dass die Polizei ohne Gefährderansprachen auf unsere Anhängerschaft losging, wobei wahllos und unverhältnismäßig Schlagstöcke und Pfefferspray gegen die friedliche Masse eingesetzt wurden. Hierbei wurde ein Mitglied unserer Fanszene von hinten von einem Polizisten angegriffen und durch die Faust im Gesicht getroffen, sodass dieser zu Boden fiel. Man könnte denken, an dieser Stelle sei die Grenz- und Regelüberschreitung völlig ausgereizt – doch nicht mit der BFE aus Niedersachsen. Der am bodenliegende, blutüberströmte und offensichtlich Wehrlose wurde schließlich noch am Boden fixiert und jegliche Erste Hilfe durch uns oder unserer Fanbetreuung verwehrt. Der junge Mann wurde lieber von der Polizei am Boden bluten gelassen, bis nach zwei Minuten endlich eine Passantin, die Ärztin war, einen Druckverband anlegen durfte.


Durch das unermüdliche Voranmarschieren der Polizeieinheit wurde die Möglichkeit zur Flucht stark unterbunden, sodass viele Mitglieder unserer Reisegruppe keine andere Chance hatten, als blind vom Pfefferspray Schläge durch Faust und Knüppel der Polizisten einzustecken. Das weitere Verfolgen und Nachrücken der Einheit bestätigt unseren Eindruck, hier bewusst die Konfrontation und Eskalation gesucht zu haben. Dass einzelne Polizeibeamte mit Geschrei wie „Auf die Fresse!“ auf die Gruppe der Zugfahrenden losgingen, untermauert die schockierende Erkenntnis. Weiter wurden in der überzogenen Aktion der Polizeieinheit weder Frauen oder Kinder noch ältere Menschen verschont.


Nachdem sich die Situation im Bahnhofstunnel etwas beruhigt hatte und viele von uns versuchten sich von den Auswirkungen des Pfeffersprays zu erholen, kam es auf dem Bahnsteig zu weiteren Vorfällen. Drei Braunschweiger Fans begannen einen Teil der Paderborner Fans zu bepöbeln und zu bespucken. Anstatt gezielt gegen diese Störenfriede vorzugehen, griff die BFE-Einheit erneut massiv mit Pfefferspray in die Menge ein, ohne Rücksicht auf die vielen Familien. Dieser wiederholte und unverhältnismäßige Einsatz von Pfefferspray verschlimmerte die Situation nur noch weiter. Es ist unverständlich, warum bei einer so schlechten Fantrennung nicht deeskalierend durch gezielte Ansprachen vorgegangen wurde.


Die unnötige Zuspitzung der Situation durch die Polizei führte zu schwerwiegenden Verletzungen. Ein Mitglied der Fanszene erlitt einen komplizierten Kieferbruch. Darüber hinaus gab es mehrere Verletzungen durch Pfefferspray, insbesondere bei Minderjährigen. Auch unbeteiligte Fans wurden nicht verschont und mussten die Folgen des überzogenen Polizeieinsatzes erleiden. Viele fuhren mit tränenden, gereizten Augen sowie Hautentzündungen nach Hause.


Wir möchten an dieser Stelle auch die Solidarität und Hilfsbereitschaft der Braunschweiger Fans hervorheben, die Wasser brachten und uns halfen, unsere Augen auszuspülen.


Zudem sind wir über das Verhalten unseres Vereins im Nachgang zutiefst enttäuscht. Trotz neutraler Schilderungen von Fanbetreuung, Fanprojekt und den szenekundigen Beamten aus Paderborn erhalten wir Fans keine öffentliche Rückendeckung. Eine Stellungnahme, die sich in neutralster Form von Gewalt distanziert, hätte man bereits am Sonntagabend verfassen können. Es sind zahlreiche Augenzeugenberichte und Gedächtnisprotokolle von Fans und Mitarbeitern des Vereins sowie des Fanprojekts übermittelt worden, sodass wir der Auffassung sind, dass ein klares Bekenntnis zu den eigenen Fans und eine klare Distanzierung zur Polizeigewalt angebracht und begründet gewesen wäre. Wir haben dem Verein darauf hin erneut die Chance gegeben, die schwache Stellungnahme zu korrigieren bzw. zu erweitern – diese Chance wurde schlicht nicht wahrgenommen. Diese Tatsache zwingt uns dazu, eine eigene detaillierte Darstellung der Vorfälle zu veröffentlichen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen.


Abschließend möchten wir betonen, dass die Darstellung der Polizei nicht der Realität entspricht. Der Polizeieinsatz war unverhältnismäßig und eskalierend. Wir fordern eine lückenlose Aufklärung der Vorfälle und eine unabhängige Überprüfung des Einsatzes der Polizeikräfte.


Wir stehen als Fanszene geschlossen hinter unseren Mitgliedern und werden uns weiterhin für unsere Rechte und gegen übertriebene Polizeigewalt einsetzen.


Fanszene Paderborn







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